Social Hub

Wenn das Tier zum Einsatzfall wird

THW-Ausbildung in Berlin Steglitz-Zehlendorf: Rettung von Rind, Schwein, Geflügel und Pferd im Katastrophenfall

Berlin-Steglitz, Oktober 2025 – Üblicherweise stehen an einem Ausbildungssamstag im THW Fahrzeugwartung, Techniküberprüfungen oder Übungseinsätze auf dem Plan. Diesmal jedoch lag über dem Ortsverband ein anderer Duft: Heu, Stallluft – und die spürbare Verantwortung für ein außergewöhnliches Ausbildungsthema.

Im THW-Ortsverband Berlin Steglitz-Zehlendorf fand eine besondere Ausbildung statt – „Rettung von Wiederkäuern, Geflügel, Schweinen und Pferden im Katastrophenfall“ –, organisiert in Kooperation mit dem Netzwerk Fokus Tierwohl und dem Tierschutzberatungsdienst (TSBD) des Landes Brandenburg unter der Leitung von Dr. Claudia Possardt.
Neben den Gastgeberinnen und Gastgebern aus Steglitz-Zehlendorf nahmen auch Einsatzkräfte der THW-Ortsverbände Cottbus, Berlin Treptow-Köpenick, Berlin Lichtenberg, Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, Prenzlau, Fürstenwalde/Spree und Berlin Reinickendorf an der Ausbildung teil.

Theorie mit Stallgeruch

Am Freitag stand der theoretische Teil im Mittelpunkt. Veterinärinnen und Fachleute aus Tierhaltung und Landwirtschaft – darunter Dr. Toschi Kaufmann, Ursula Driemel, Dr. Lukas Roos und Dr. Jens Hübel – vermittelten Grundlagen zu Anatomie, Verhalten und Haltung von Rindern, Schweinen, Pferden und Geflügel.
Doch es ging nicht allein um Tiermedizin oder Stalltechnik, sondern um das Zusammenspiel von Mensch, Tier und Krise. Wie reagiert ein Rind, wenn Feuer ausbricht? Wie bewegt sich ein Pferd im Stress? Und was passiert, wenn Schweine oder Hühner in Panik geraten? Solche Fragen sind längst kein Randthema mehr, sondern Teil einer neuen Realität: Wenn Fluten, Brände oder großflächige Schadensereignisse ganze Höfe treffen, muss das THW auch für Tiere handeln können – ruhig, überlegt und fachkundig.

Vom Lehrsaal auf den Hof

Am Samstag folgte der Praxisteil – fernab des Berliner Stadtlärms, auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben in Brandenburg.
Auf einer Reitanlage lernten die Einsatzkräfte den sicheren Umgang mit Pferden, das korrekte Anlegen von Halftern und das Führen im Notfall. Auf einem Geflügelhof wurde das Verhalten von Legehennen im Mobilstall beobachtet – wie man Tiere stressfrei sichert, bewegt und schützt. Zum Abschluss stand der Besuch eines Milchviehbetriebs auf dem Programm, wo das Handling von Rindern in der Stallumgebung trainiert wurde.
Es waren keine spektakulären Szenen, sondern stille, lehrreiche Momente: das richtige Tempo, das Abwarten, der Respekt vor einem Lebewesen, das sich nicht wehren kann – und doch alles spürt.

Verantwortung im Zeichen des Tierwohls

Die Fortbildung wurde durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) im Rahmen des Bundesprogramms Nutztierhaltung gefördert. Ziel der Ausbildung war es, Einsatzkräfte auf Situationen vorzubereiten, in denen Nutztiere bei Bränden, Hochwasser oder anderen Schadenslagen betroffen sind.

Im Mittelpunkt stand das sichere, tierschonende und fachgerechte Handeln im Einsatz. Die Schulung zeigte, wie technisches Wissen, Umsicht und Ruhe dazu beitragen können, Tiere in Notsituationen effektiv zu schützen – und gleichzeitig die Sicherheit der Einsatzkräfte zu gewährleisten.

Bilder: THW/Frederik Pfautsch