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Bevölkerungsschutz in der Hauptstadt: THW und Freiwillige Feuerwehren trainieren im Tiergarten

Berlin – Eine gemeinsame Übung von Technischem Hilfswerk (THW) und Freiwilliger Feuerwehr im Berliner Tiergarten rückt die Bedeutung kooperativer Einsatzstrukturen im Katastrophenschutz in den Fokus.

Im Zentrum Berlins, nur wenige hundert Meter vom Kanzleramt entfernt, fand in dieser Woche eine koordinierte Einsatzübung des THW-Ortsverbands Steglitz-Zehlendorf gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren Urban und Lichterfelde statt. Ziel war es, unter realistischen Bedingungen das Zusammenspiel unterschiedlicher Einheiten im Bereich Wasserversorgung zu trainieren.

Die Übung verlief unspektakulär – und gerade darin lag ihre Aussagekraft. Etwa 40 Einsatzkräfte verlegten in zwei Abschnitten mobile Schlauchleitungen, betrieben leistungsstarke Pumpen und leiteten mehrere tausend Liter Wasser gezielt in zwei zuvor definierte Zielbereiche innerhalb des Tiergartens. „Solche Übungen sind für uns entscheidend“, sagte ein Zugführer des THW. „Sie stärken die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und ermöglichen es, komplexe Szenarien effizient und sicher zu bewältigen.“

Hintergrund: Wetterextreme und Wassermangel

Die Übung fand vor dem Hintergrund zunehmend unbeständiger Wetterlagen statt. Erst am Montag hatte ein Starkregenereignis mit über 30 Litern pro Quadratmeter Teile Berlins binnen weniger Stunden durchnässt – nach mehr als drei Wochen Trockenheit. Zwar benetzten die Niederschläge die Baumkronen, der Boden jedoch blieb vielerorts ausgetrocknet. Besonders innerstädtische Grünflächen wie der Tiergarten reagieren sensibel auf diese Wetterextreme.

Vor diesem Kontext gewinnt auch die Frage nach technischer Resilienz an Bedeutung: Wie gut sind Einsatzkräfte auf Wetterumschwünge und längerfristige Klimaauswirkungen vorbereitet? Und wie effizient greifen die unterschiedlichen Zuständigkeiten im Bevölkerungsschutz ineinander?

Technik, Taktik, Zusammenarbeit

Die am Mittwochabend durchgeführte Übung diente nicht der Außendarstellung, sondern der praxisnahen Vorbereitung. Unterhalb der öffentlichen Wahrnehmung – begleitet lediglich vom gleichmäßigen Brummen der Aggregate und wenigen Funksprüchen – arbeiteten die Einheiten bis in die Dunkelheit hinein. Gegen 21 Uhr, parallel zum EM-Spiel der Frauen-Nationalmannschaft, war der Tiergarten nahezu menschenleer. Leichter Regen setzte ein, ohne den Fortgang der Übung zu stören.

Die eingesetzten Fachgruppen des THW – Wasserschaden/Pumpen sowie Notversorgung und Notinstandsetzung – agierten eng abgestimmt mit den Freiwilligen Feuerwehren. Die technische Infrastruktur wurde dabei bewusst realitätsnah aufgebaut, inklusive mobiler Becken, Pumpbrunnen und Druckzonenregelung.

Zivilgesellschaft als Ressource

Die Übung verdeutlichte auch einen strukturellen Aspekt des Bevölkerungsschutzes, der zunehmend in den Vordergrund rückt: Die Abhängigkeit staatlicher Systeme von ehrenamtlichem Engagement. Ohne die rund 88.000 Ehrenamtlichen des THW bundesweit und die vielen Freiwilligen Feuerwehren wäre eine flächendeckende Katastrophenvorsorge in dieser Form nicht realisierbar.

Während an diesem Abend viele Berlinerinnen und Berliner dem Fußballspiel folgten oder sich aus dem politischen Betrieb in die Sommerpause verabschiedet hatten, arbeiteten andere an den Grundlagen einer oft übersehenen Infrastruktur – ruhig, konzentriert, unbeachtet. Es war eine Übung, die weniger durch ihre Größe als durch ihre Konsequenz überzeugte.