Das Technische Hilfswerk (THW) ist ein wichtiger Partner bei der Entwicklung der KulturGutRetter und damit bei dem Bemühen, kulturelles Erbe in Krisensituationen zu schützen. Christoph Rogalla von Bieberstein, Koordinator des Projekts „KulturGutRetter – Ein Mechanismus zur schnellen Hilfe von Kulturgut in Krisensituationen“ am Deutschen Archäologischen Institut (DAI), hat parallel zu seiner Tätigkeit am DAI die Grundausbildung in unserem Ortsverband absolviert und dadurch einen sehr konkreten Einblick in die Organisation des Kooperationspartners erhalten.
Kulturgutretter (KGR)
Das Projekt „Kulturgutretter“ hat den Aufbau einer Schnelleinsatzeinheit Kulturgutrettung Ausland zum Ziel.
Im Projekt können interessierte ehrenamtliche Einsatzkräfte, z. B. mit Archäologie-, Restaurierung- und Konservierung- und / oder Logistikerfahrung eingebunden werden. Aber auch Einsatzkräfte ohne Erfahrung aber mit Interesse am Bereich Kulturgut sind herzlich willkommen.
Unter Federführung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) sowie unter Beteiligung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) wurde ein Projektantrag erarbeitet, welcher beim Auswärtigen Amt als Mittelgeber eingereicht werden soll. Hintergrund der vom DAI ausgehenden Initiative sind Ereignisse wie die Zerstörung der UNESCO Welterbestätte in Palmyra 2015 oder der Brand im brasilianischen Nationalmuseum in Rio de Janeiro 2018.
Als Grundlage für das Projekt wurde bereits vorab eine Kooperationsvereinbarung zwischen THW und DAI unterzeichnet.
Das THW wird im Projekt an der Mitentwicklung des Gesamtkonzeptes KGR unter der Einbeziehung der Einsatzerfahrung des THW und seiner späteren Unterstützungsmöglichkeiten, an der Entwicklung eines gemeinsamen Logistik- sowie Führungs- und Koordinierungskonzeptes beteiligt sein.
Hintergrund
Im Katastrophenfall muss schnell gehandelt werden, doch Sichern, Bergen und Retten will gelernt sein. Auf dem Übungsplatz des Technischen Hilfswerks in Berlin zeigen die Anwärterinnen und Anwärter des THW, was sie in den vergangenen Monaten eingeübt haben. Ein entgleister Wagon wird knarrend wieder auf die Gleise gehoben, und am Motortrennschleifer beweisen die Prüflinge den sicheren Umgang mit dem Gerät. Hier im Ortsverband Steglitz-Zehlendorf absolviert auch Christoph Rogalla von Bieberstein, Koordinator des KulturGutRetter-Projekts, seine Prüfung für die THW-Grundausbildung, um damit vollwertiges THW-Mitglied zu werden. In den letzten Monaten hat der Restaurator für archäologisches Kulturgut unter anderem gelernt, Lasten sicher zu bewegen, Bunde, Stiche und Knoten zu binden und schweres hydraulisches Gerät zu bedienen. Die Grundlagen der Rettung und Bergung, der Ersten Hilfe, sowie Themen des Zivil- und Katastrophenschutzes waren ebenfalls Teil seiner Ausbildung. Für den Kulturschutzexperten ist die Expertise des Technischen Hilfswerks ein zentraler Baustein für die Entwicklung eines international vernetzten Mechanismus zur Rettung und zum Schutz akut bedrohten Kulturguts.
Unser Ortsverband verfügt bereits über große Erfahrung im Bereich der KuturGutRettung durch diverse Hilfeleistungen für die staatlichen Museen in Berlin Dahlem.
Kompetenzen für den Schutz von Kulturerbe in der Krise
Eine Reihe von Krisensituation in der Vergangenheit, wie die Explosion im Hafen von Beirut, der Brand des Nationalmuseums in Rio de Janeiro oder auch der Einsturz des Stadtarchivs in Köln, haben gezeigt, dass spezialisierte Kräfte für den Schutz von Kulturerbe in Krisen und Notlagen eine existentielle Notwendigkeit darstellen.
Die KulturGutRetter möchten die vorhandene Kompetenzen der Not- und Katastrophenhilfe in Deutschland in einem Team von Expertinnen und Experten zusammenfassen, die im Krisenfall schnelle internationale Unterstützung bei der Sicherung, dem Erhalt und gegebenenfalls der Bergung von Objekten und Bauwerken leisten können. Derzeit wird dazu ein Mechanismus am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum – Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) entwickelt. Die Partner können dabei auf das Kompetenznetzwerk des Archaeological Heritage Network (ArcHerNet) und die positiven Erfahrungen aus dem Verbundprojekt „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ zurückgreifen. Unterstützt wird die Initiative durch das Auswärtige Amt und den Deutschen Bundestag.
Die breitgefächerten Kompetenzen des Technischen Hilfswerks im Katastrophenschutz, verbunden mit der Expertise der KGR-Fachleute in Kulturschutz, Konservierung und Dokumentation sind für den Koordinator des KulturGutRetter-Projekts das Fundament für die Entwicklung eines schnellen und effizienten Rettungsmechanismus im Hinblick auf gefährdete Kulturgüter. Christoph Rogalla von Bieberstein freut sich deshalb mit dem THW einen starken Kooperationspartner gewonnen zu haben:
„Das THW mit seinen technischen und operativen Fähigkeiten hat sich in sieben Jahrzehnten bewährt. Die vielfältigen Fachkompetenzen und der großartige Teamgeist der Ehrenamtlichen sind in Deutschland und darüber hinaus einzigartig. Wer, wenn nicht das THW, könnte im Einsatzfall der ideale Partner für die KulturGutRetter sein?“
Die THW Grundausbildung
Bei der THW-Grundausbildung hat Christoph Rogalla von Bieberstein Gelegenheit, sich mit der Arbeitsweise des Kooperationspartners vertraut zu machen. Die Einblicke haben ihn beeindruckt: „Die Ernsthaftigkeit der Ausbildung und das konstant hohe Engagement der ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder, die bei Wind und Wetter Dienst leisten, finde ich beachtlich. Sie fördern nicht nur die Sicherheit im Umgang mit technischem Gerät und die Handlungssicherheit in Einsatzsituationen, sondern stärken auch das Selbstvertrauen der Helferinnen und Helfer in der Grundausbildung.“
Links:
https://www.archernet.org/
https://www.dainst.org/
Quellenangaben:
Der Textbeitrag wurde freundlicherweise durch das DAI Frau Götting-Martin sowie durch das Referat E2 (Ausland) zur Verfügung gestellt.
Bildnachweis: Vanessa Krieger (OSTZ), Jan Holste (OSTZ), THW E2
Die gezeigten Bilder dienen der Illustration der vielfältigen Tätigkeiten des THW. Sie sind teilweise vor der Pandemie
oder während ihrer verschiedenen Phasen entstanden. Die Fotografierten und die Fotografierenden halten sich an die zum Zeitpunkt der Aufnahme geltenden Maßnahmen und Regeln!
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