Wo sonst Fangesänge erklingen und rot-weiße Fahnen wehen, hörte man an diesem Montag Pfiffe, Kommandos – und das Bellen von Hunden.
Neun Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) aus Berlin Steglitz-Zehlendorf waren mit sieben Rettungshunden im Stadion an der Alten Försterei zum Training angetreten. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Ausbildung – und genau das war der Reiz: eine Umgebung, in der alles anders riecht, klingt und wirkt als im Wald oder in einem Trümmergelände.
Der 1. FC Union Berlin hatte den Ehrenamtlichen den Zugang zu seiner Heimstätte ermöglicht – dorthin, wo an Spieltagen mehr als 22.000 Menschen jubeln, Bier trinken, Bratwurst essen und die Luft mit tausend Gerüchen füllen. „Für unsere Hunde ist das eine Herausforderung“, sagt eine Hundeführerin. „Die Thermik im Stadion, die Gerüche nach einem Spiel – das ist ein ganz besonderes Umgebung, was man so nicht simulieren könnte





Ein Ort voller Spuren
Tatsächlich bot die Alte Försterei an diesem Montag Bedingungen, wie sie kaum planbar sind. Nur zwei Tage vor dem DFB-Pokalspiel liefen die Aufbauarbeiten bereits auf Hochtouren: Lautsprecherproben, Laubbläser, Essenslieferungen, Fahrzeugbewegungen. Überall Menschen, Stimmen, Bewegungen.
Für die Rettungshunde, die in Katastrophenlagen menschliche Witterung erspüren, sind solche Reize mehr als nur Ablenkungen – sie sind Training auf höchstem Niveau. „Die Tiere lernen hier, ihre Nase trotz all der Einflüsse zu fokussieren“, erklärt eine Ausbilderin. „Das kann im Ernstfall den Unterschied machen.“
Union Berlin und der Gedanke der Gemeinschaft
Dass dieses Training ausgerechnet in der Alten Försterei stattfinden konnte, ist kein Zufall. Union Berlin steht wie kaum ein anderer Verein für Gemeinschaft und Engagement. Der 1. FC Union, 1966 gegründet, ist bekannt für seine Fans, die ihr Stadion selbst mit aufgebaut haben. „Eisern Union“ – das ist in Köpenick mehr als ein Slogan, es ist gelebte Solidarität.
Das passt zum Selbstverständnis des THW, das seit 1950 auf ehrenamtliches Engagement setzt. Beide, Verein wie Hilfsorganisation, sind Orte, an denen viele Menschen gemeinsam Großes schaffen: leise, aber wirksam.




Zwischen Rasen und Realität
Für die Helferinnen und Helfer des THW war die Übung mehr als nur Routine. Sie war ein Perspektivwechsel. „Ein Stadion wirkt auf den ersten Blick geordnet“, sagt einer der Einsatzkräfte. „Doch für die Hunde ist es ein komplexes Gelände – mit Gängen, Treppen, geschlossenen Räumen, sich verändernden Luftströmen.“
Die sieben Vierbeiner mussten sich in diesem Labyrinth orientieren, Geruchsspuren aufnehmen und halten – eine Fähigkeit, die im Ernstfall Leben retten kann. Ob nach Explosionen, Gebäudeeinstürzen oder Vermisstenfällen: Jede neue Umgebung erweitert den Erfahrungsschatz der Tiere.



Ein stilles Zusammenspiel
Am Ende dieses besonderen Tages blieb vor allem ein Eindruck: das stille Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier. Kein Applaus, keine Kameras – nur konzentrierte Arbeit in einem Ort, der sonst von Emotionen lebt.
Das Training in der Alten Försterei war damit mehr als eine Übung. Es war ein Symbol für die Verbindung von Sport, Ehrenamt und Gemeinsinn – mitten in Berlin, in einem Stadion, das seit jeher für Zusammenhalt steht.
Bilder: THW / Viktoria Pfeiffer
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